Die Suche nach einem vertrockneten Segelkärpfling

Terranatos dolichopterus.
Eine sehr bemerkenswerte Spezies die es recht eilig hat, sich zu vermehren. Dieser Segelkärpfling hat im normalen Habitat eine Lebensspanne von etwa 4 -7 Monaten. Dann stirbt er und das Gewässer in dem er lebte trocknet aus. Kaum geboren hat er nur das eine Ziel. Fortpflanzung zur Arterhaltung. Kaum ein anderer Fisch ist so motiviert sich zu vermehren. In der Aquarianer Fachsprache spricht man von Kili-Fischen oder Saisonfischen. Was ist ein Saisonfisch? Saisonfische habe eins gemeinsam. In der natürlichen Umgebung sterben sie recht schnell. Sie leben in Tümpeln und Gewässern, die in der Trockenzeit wirklich austrocknen. Die Saisonfische haben im Laufe der Evolution eine Methode entwickelt um den Fortbestand der Art zu sichern. Sie legen ihre Eier im Bodengrund ab und warten ab. So einfach ist das. Man nennt sie auch Torftaucher weil sie während der Paarung komplett im Bodengrund verschwinden um ihre Eier abzulegen. Trocknet das Gewässer langsam aus nach einigen Monaten sterben die Elterntiere anhand der Trockenheit oder werden von Fressfeinden gefressen da sie nun leichte Beute sind. Die Eier jedoch bleiben im Boden liegen. Und das ca. 9 Monate. In diesem trockenen Millieu reifen die Larven in den Eiern ran. Sie benötigen diese Reifezeit auch tatsächlich für ihre Entwicklung zum Larvenstadium. Nach dieser Zeit setzt der Regen wieder ein. Der Boden wird nass, es bilden sich die ersten Pfützen.
Die Saisonfischeier registrieren das sofort und es regt sich Leben im Ei. Innerhalb weniger Stunden schlüpfen die ersten Larven und diese müssen nun versuchen ihre Schwimmblase mit atmosphärischer Luft zu füllen. Die Pfütze existiert noch nichtmal einen Tag und schon schwimmt Leben drin. Echt verrückt. Innerhalb von 4 Wochen wachsen die Terrantos erstaunlich schnell ab und man erkennt schon das Segel an der Dorsal- und Analflosse. Farblich ändern sie sich auch schnell und nach zwei Monaten sind sie fast ausgewachsen und schon am balzen. Sie haben bis zur nächsten Trockenperiode nicht viel Zeit um die Art zu erhalten und mit der Eiablage beginnt das Spiel wieder von vorne. Das Gewässer trocknet aus, die Terranatos sterben oder werden gefressen und die Eier reifen die nächsten 9 Monate im Torfboden. Bis die Regenzeit einsetzt und die Pfütze wieder geflutet wird.

Wieso schreibe ich darüber? Ich suche einen Torfansatz von deren Eiern. Ich versuchte vor ein paar Jahren diese Art in meinen Aquarien zu etablieren…. was mir auch fast gelungen wäre. Ich bekam nach langer Suche den Tipp, mich bei Christian zu melden in Hannover. Der soll angeblich T. dolichopterus züchten und verkauft Torfansätze mit Eiern drin. (Ein Torfansatz ist der getrocknete Bodengrund aus dem Terranatos Aquarium welcher frisch gelegte Eier enthält) Ich kaufte einen Beutel mit Torf drin. Erst bei genauer Suche fand man bernsteinfarbene Eier zwischen dem feuchtem Torf. Die Eier im Torf müssen aber reifen. Und das mind. 9 Monate. Ich goß den Ansatz schon nach 7 Monaten auf. Es regte sich gar nix. Ich konnte unter der Lupe die Larven in den Eiern erkennen, aber die wollten nicht rauskommen. Also legte ich den Ansatz nochmal trocken und packte ihn für zwei weitere Monate in den Kleiderschrank wo rel.konstante Temperaturen herrschen. Man konnte immer noch die Larven in den Eiern erkennen und die bewegten sich auch.

Zwei Monate später startete ich den nächsten Aufguss. Ich füllte den Torf in eine flache Plastikschale und goß diesen ca. 1cm hoch mit 28°C warmen Osmose-Wasser (entspricht weichem Regenwasser) auf. Es dauerte ca. 2 Stunden und ich konnte die ersten geschlüpften Larven erkennen. Ich war platt und sprachlos. Da schüttet man Torf in eine Schüssel mit Wasser und zwei Stunden später schwimmen da Fische drin? Echt crazy und auf meiner Kuriositätenskala ganz weit vorne. Die Urzeitkrebse aus dem YPS Heft fand ich damals schon schräg aber das hier toppte alles. Im Laufe der nächsten Stunden schlüpften ca. 20 Larven wovon die Hälfte nicht wirklich schwimmen konnte und auf dem Torf sitzen blieb. Die nennt man wohl „Bauchrutscher“ und die sind wohl auch nicht überlebensfähig. Sie schaffen es nicht ihre Schwimmblase zu füllen und werden sterben. Schade… aber das ist im Durchschnitt normal, daß bei den Terranatos 50% nix werden.

Dann kam alles anders. Ich musste aus dieser Wohnung umziehen. Trotz aller Vorbereitung schafften es die Larven von T. dolichopterus nicht und ich verlor die ganze Brut nach dem Umzug. Dabei hatte ich mir echt Mühe gegeben. Mist.

Und jetzt nach 6 Jahren suche ich wieder einen TA von Terranatos dolichopterus. Wer mir einen schicken kann (ich weiß im Winter verschickt man die nicht) darf sich gerne bei mir melden. Diese Saisonfischstudie mach ich gerne nochmal.

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By 4zap • Aquarienfisch • 26 Okt 2010

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