Mein erstes Meerwasserbecken

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Schon länger faszinierte mich die Salzwasseraquaristik. Aus Vernunfstgründen scheute ich mich immer davor. Nachdem ich etliche Jahre mit einigen Süsswasseraquarien gelebt hatte war nun Salzwasser angesagt. Und zwar Richtung Indonesien was Besatz und Gebiet anbetraf. Die Lichttechnik für Meerwasserbecken ist dank LED nicht mehr so stromhungrig und die Stromrechnung trifft es nicht so hart wie früher wo 1 kW/h alleine schon der HQI Strahler verbraten hat.

Als 1. Testaquarium (ich will erstmal wissen wie das alles so funktioniert) säuberte ich ein 80l Becken und befüllte es mit Osmosewasser, setzte Heizer und Pumpe ein und ließ das Ganze erstmal rotieren. Nach dem Versatz mit der berechneten Menge Riffsalz war erstmal trübe Lake im Aquarium.

IMG_7936Das Becken ist absichtlich nicht bis zum Rand befüllt. Es fehlt ja auch noch einiges. Die Trübung war schnell verschwunden und das Salz komplett gelöst nach 20 Minuten.

Nachdem ich das Ganze dann eine Weile am Laufen hatte und die Wasserwerte kontrolliert waren setzte ich testweise zwei Lebende Steine  ein. Verkauft wurden mir zwei Steine aus Bali.

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Am ersten Tag saß ich gespannt von der Steinen und beobachtete ob ich in der Makrofauna irgendwas sehe was sich bewegt. Tatsächlich entdeckte ich millimetergroße Bewohner. Mit einem Vergrößerungsglas bewaffnet fand ich diverse Röhrenwürmer.

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Der erstere ist wahrscheinlich Filogranella elatensis. Ein Röhrenwurm aus der Karibik. Der zweite Sabellastarte magnifica, ebenfalls entweder Mexico oder Karibik. Beide sitzen auf dem gleichen Stein. Der scheint dann nicht aus Bali zu sein. Forschen wir weiter. Ich finde auf diesem Stein weitere Hinweise auf Mexiko. Ein 1mm großer Schwamm, Diplastrella megastellata.

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Damit bestätigt sich mein Verdacht das dieser Stein nicht aus Bali stammen kann. Auch einge Seescheiden konnte ich finden. Mehr war aber an dem Tag nicht zu erkennen. Keine Krebse oder Krabben wie ich erwartet hatte. Das eingesetze Lebendgestein ist sehr porös. Es könnte sich Einiges dort verstecken. Ein wenig enttäuscht ließ ich das Licht ausgehen und das Becken in Ruhe.

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Am nächsten Morgen war ich pünktlich zur Stelle als das Licht anging und eine etwa 10mm große Krabbe kroch verstört ins Gestein und verschwand schnell einem Loch. Überrascht begutachtet ich später alle Öffnungen am Lebendgestein und fand freudigerweise zwei kleinere Krabben. Nachdem ich beide fotografieren konnte (die sind extrem scheu) fand ich raus das es sich um eine indonesische Art namens Actaeodes tomentosus handelt und das sie in adulter Form nicht ganz unproblematisch sein kann. Warten wir es ab. Ich fand noch eine dieser Art. Insgesamt fand ich drei davon bis jetzt. Zuerst sah ich ja nur das rote Auge aus dem Loch schauen….

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und Abends dann auch mal fast im Gesamten. Jedoch sind die Actaeodes tomentosus derart scheu das ich froh bin überhaupt ein Foto davon zu haben.

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Einen Tag später entdeckte ich dann noch was Haariges. Eine weitere Krabbe, eigentlich eher von der ostafrikanischen Küste, bzw. von den Seychellen. Pilodius cf. areolatus. Sie wird im Allgemeinen als friedlich und nützlich beschrieben. Da freue ich mich natürlich über diesen Überraschunggast.

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Ich bin mal gespannt wie es weiter geht und werde weiter berichten. Die Motive waren meist nur 1mm klein, das Fotografieren bleibt schwierig.

[Update 22.06.2014]

Wie bei jedem Start eines neuen Beckens bleiben die Algen nicht aus. Ein brauner Teppich legte sich über alles. Als alter Süsswasserhase wußte ich das dies kommen würde und war nicht weiter überrascht. Ich bestimmte die Art und stellte fest das sich wohl doch Silikate durch die Osmoseanlage mogelten, denn es waren braune Kieselalgen. Ein Indikator für Silikat im Wasser. Irgendwann sind die Silikate ja weggemampft von den Algen und ich hab echt viel Geduld. Dann werden die schon weniger werden. (Merken: neue Osmoseanlage mit Reinstfilter kaufen)

Ich kaufte weiteres Lebendgestein. Ich stand im Laden vor den Becken und sah genial gewachsenes Gestein. Die Preise waren gesalzen aber gerechtfertigt. Ich kaufte noch zwei sehr schöne Steine und setzte diese noch mit ins Becken. Die nächste Stunde verbrachte ich mit Suchen. Ich war neugierig was diesmal in den Steinen stecken würde. Als ersten krabbelte mir ein nicht gern gesehener Gast entgegen und verschwand schnell wieder im Loch. Gamarus Krebse.. gibt wohl auch Salzwasserarten nach denen ich dann mal forschen werde.

Ich entdeckte Schnecken, Ohrschnecken, sie besitzen jedoch nur eine muschelartige Schale auf dem Rücken der auch ganz in der Schnecke verschwinden kann.

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Gibs zu, du bist ein Alien!

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Positiver Effekt der Schnecken: Sie mampfen sich inzwischen die Scheibe lang und vertilgen sehr effektiv die braunen Kieselalgen. Ich wußte doch das sich dieses Problem von selbst lösen wird. Ferner bewegt sich auch tagsüber was im Becken. Das ganze Krebs- und Krabbenvolk kommt ja nur nachts zum Vorschein. Die einzige Ausnahme ist ein mit den letzten Steinen eingeschleppter Einsiedlerkrebs. Er weidet die Algen von Steinen. Da ich noch viele schöne Schneckenhäuser hier rumliegen habe werde ich im die Tage ein paar neue „Eigenheime anbieten“. Mal sehen ob er annimmt, er sieht so aus als würds langsam eng im alten Haus.

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[UPDATE]

Nachdem wieder einige Zeit vergangen ist kommt hier ein Update:

Der Einsiedler will die Schneckenhäuser nicht, sie werden ignoriert. Wie auch immer. Dafür entwickelt sich das kleine Biotop in allen Bereichen recht postitiv. Selbst die Mysis, die mit dem Lebengestein kamen, wachsen und vermehren sich prächtig. Damit habe ich nach dem ich div. Erfahrungsberichte über Mysis gelesen hatte nicht gerechnet. Sie haben inzwischen alle Steine im Becken besiedelt und tanzen nachts im ganzen Becken rum. Ich ging eigentlich davon aus das die Mysis mit der Zeit verschwindet weil diverse Basics fehlen. Es wäre mir nicht bekannt das man die in Gefangenschaft über längere Zeit halten kann. Die Gamarus Krebse vermehren sich auch und sind nicht mehr scheu. Sie rennen über den Boden und sind ständig in Aktion. Allerdings treibt fast jeden Tag ein toter Gamarus an der Oberfläche….. irgendwas passt da noch nicht….bzw. ist da Biotop dafür auch nicht ausgerichtet. Entweder sie schaffen es oder nicht.

Weiteres Lebendgestein ist hinzugekommen, das Becken wirkt jetzt komplett. Große Überraschungen sind nicht mehr herausgekommen, das Gestein stammte aus den Beständen wie die letzten Steine. Ein paar Ohrschnecken sind noch erschienen. Zwecks meinem Silikatproblem kam noch eine adulte Turboschnecke Tectus fenestratus ins Becken. Sie hat es tatsächlich geschafft innerhalb von drei Tagen das Becken blitzblank zu reinigen. Respekt!

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Einsiedler mit Röhrenwurmbesatzer auf dem Rücken

Dann kam mir die Auflösung eines 600 Liter Beckens entgegen. Ich konnte preiswert diversve Korallen und Anemonen erwerben. Ein paar Liter „Altwasser“ konnte ich auch noch mitnehmen. Im Sinne der Anemone nicht die blödste Idee. Sollten diese doch erst recht spät besetzt werden. Ich schaltete die Pumpe aus und setzte die Anemone vorsichtig auf einen Stein. Komplett leer war sie so groß wie eine Capuccino Tasse. Der Fuss griff sofort nach dem Stein und sie setzte sich direkt hin. Nachdem sie dann zwei Tage durch Becken gewandert ist und alles aus dem Weg geräumt hat was ihr nicht passt hat sie zwei Stunden damit verbracht ihren Fuss in ein Loch vom Lebendgestein zu quetschen. Das wollte ihr nicht so recht gelingen und nach drei Anläufen war es vollbracht und sie entfaltete sich ordentlich. Seitdem hat sie sich nicht mehr wegbewegt und ich konnte die restliche Einrichtung wieder dahin stellen wo es vor der Anemonenverwüstung stand.

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Kupferanemone

 

Noch eine Anemone ging in meinen Besitz über. Eine Scheibenanemone Discosoma sp. 21. Sie kam mit Stein, auf dem auch noch Xenia in Miniatur zu sehen war. Diese wächst mit enormer Geschwindigkeit. Find ich etwas erschreckend und scheint mir zur Plage ausarten zu können. Werde das aufmerksam im Auge behalten.

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Die Fingerkoralle die ich erwerben konnte hat echt Pech. Es gibt nur eine Stelle im AQ an dem ich sie befestigen kann. Spätestens morgens liegt sie auf der Seite. Die Kupferanemone schubst sie öfters durch die Gegend. Die Koralle sieht schon etwas zerrupft aus und braucht dringend Pflege und keine wandernde Anemone.

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Einw Protopalythoa sp. 05 kann ich entdecken, sie wächst auf dem Lebendgestein. Nicht ganz ungiftig. Das Gift der Protopalythoa sp. 05 kann in kurzer Zeit zur Lähmung der Gliedmaßen führen. Eine Berührung sollte man zwingend vermeiden. Trotzdem lasse ich sie erstmal da wo sie erschienen ist. Sie sitzt neben einer großen Rotkalkalge und alles andere ist erstmal weit genug weg.

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[update]

Die Anome hat aufgehört durch die Gegend zu schleichen und hat inzwischen einen festen Platz erobert. Eine weitere Krabberart, schwarz mit hellen Beinen konnte ich noch entdecken, jedoch noch nicht bestimmen.

By 4zap • Aquarienfisch, maritim, photo • 15 Jun 2014

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