Gattung: Otocinclus
Ordnung: Siluriformes
Familie: Harnischwelse (Loricariidae)
Unterfamilie: Hypoptopomatinae
Einleitung:
Viele Aquarianer pflegen eine kleine südamerikanische Welsart in ihren Aquarien, die als Otocinclus affinis im Handel gekauft wurde. Was die wenigsten Aquarianer, wie auch Händler wissen, ist die Tatsache, das O. affinis gar nicht oder wenn, dann nur sehr selten nach Europa importiert wird und inzwischen auch nicht mehr unter dem Namen O. affinis existiert. Einen echten O. affinis pflegen somit die wenigsten Otocinclus Halter.
Namenserklärung und Zuordnung:
Ohrgitter-Harnischwels
Der Begriff stammt von ous (im Genitiv: otos) was soviel heißt wie Ohr und [kin-klis] was „Gitter“ bedeutet. Der Begriff „Ohrgitter“ bezieht sich auf den gitterartigen Hinterschläfenknochen. Der Begriff „Harnisch“ stammt noch aus dem Mittelalter, in dem mit Harnisch eine Rüstung bezeichnet wurde. Otocinclus besitzt einen plattenartigen „Harnisch“ im Bereich des Kopfes (rostrale und post-rostrale Schuppenplatten) und im Bereich um die Augen (sub-okulare Schuppenplatten). So kam der Name Ohrgitter-Harnischwels zustande. Die Namensabstammung kommt ursprünglich von der Bezeichnung der „Cascudinhos“, einer Verniedlichung des Begriffes der „Cascudos“, womit alle „gepanzerten Katzenfische“ im portugiesischsprachigen Raum Brasiliens bezeichnet werden.
6 Otocinclus Arten werden mit den Dedikationsnamen von einheimischen Völker bezeichnet, an welchen auch die Fundorte der einzelnen Arten liegen. Umgangssprachlichen werden sie gerne als Otos bezeichnet. Die deutschen Namen zu den einzelnen Otocinclus Arten sind nicht wirklich sinnvoll. Oft liest man von „Linien- oder Streifenohrgitterharnischwelsen“. Aber welcher ist welcher? Am häufigsten wird die Bezeichnung „Linien – Ohrgitterharnischwels“ oder auch „Saug-Ohrgitterharnischwels“ verwendet, weshalb ich die lat. Bezeichnungen vorziehe.
Taxonomie:
Die eigentliche Taxonomie war bislang sehr schwierig. Ausgehend von den Studien Regans (1904) und Goslines (1945) war noch nicht viel Material zur Recherche vorhanden. Ribeiro beschreibt 1939 O. hoppei aufgrund des gesammelten Materials von Dr. C. Estevam der Olivieira (Museu do Pará, Belém). Fowler beschreibt 1940 O. mariae aufgrund der gesammelten Informationen von M. A. Carriker und G. Howes vom oberen Rio Madeira (Bolivien). Eigenmann und Allen beschrieben 1942 O. macrospilus basierend auf den 12 Spezies des oberen Amazonas in Peru. Gosline hat 1945 insgesamt 19 Otocinclus Arten beschrieben, wobei er sich im wesentlichen an den Studien Regans hielt. Trotz der hohen Population und Verbreitung fanden sich in den westlichen Museen nur wenige Arten zu Anschauungs- und Studienzwecken. Erst eine spätere, sehr genaue Betrachtung ließ die Unterschiede zu Tage treten. Noch heute sind die Studien von S. A. Schaefer aus dem Jahre 1997 die einzig zuverlässigen Angaben zur Unterscheidung der einzelnen Arten in der heutigen Zeit. Schaefer erkannte später, das viele der bis dahin beschriebenen Otocinclus Arten anders einzuordnen waren. Diese für Schaefer schwierigen Studien, ausgehend des verwirrenden Ausgangsmaterials waren äußerst mühsam und sind mit Beihilfe und Hinweisen vieler Kollegen anderer Universitäten entstanden, letztendlich hat Schaefer mit seinen eigenen Untersuchungen diese Arbeit fertiggestellt. Damit war ein großer Teil dieses Puzzles fürs erste gelöst. Zwar wird die Unterscheidung damit offensichtlich möglich, ist aber selbst für den Fachmann nicht einfach, da die Unterscheidungsmerkmale oft nur anatomischer Art sind, und nur durch spezielle Methoden erfolgen können..
Bei der Bezeichnung Otocinclus bleiben:
Otocinclus hoppei (Miranda – Ribeiro, 1939)
Otocinclus macrospilus (Eigenmann & Allen, 1942 )
Otocinclus bororo (Schaefer, 1997)
Otocinclus hasemani (Steindachner, 1915)
Otocinclus huaorani (Ibarra and Stewart 1989)
Otocinclus mariae (Fowler, 1940)
Otocinclus mura (Schaefer, 1997)
Otocinclus vestitus (Cope, 1872)
Otocinclus vittatus (Regan, 1904)
Otocinclus xakriaba (Schaefer, 1997)
Otocinclus caxaxari (Schaefer, 1997)
Otocinclus mimulus (Axenrot / Kullander 2003)
Otocinclus tapirape (Botti / Moreira, 2002)
Umklassifiziert wurden folgende:
frühere Bezeichnung: jetzige Bezeichnung:
Otocinclus affinis (Steindachner, 1877) Macrotocinclus affinis
Otocinclus cephaloacanthus (Miranda Ribeiro, 1911) Otothyris lophophanes
Otocinclus depressicauda (Miranda Ribeiro, 1918 ) Hisonotus depressicauda
Otocinclus fimbriatus (Cope, 1894) Macrotocinclus flexilis
Otocinclus arnoldi (Regan, 1909) Macrotocinclus flexilis
Otocinclus flexilis (Cope, 1894) Macrotocinlcus flexilis
Otocinclus francirorochai (Ihering, 1928) Hisonotus francirorochai
Otocinclus gibbosus (Miranda Ribeiro, 1908) Lampiella gibbosa
Otocinclus notatus (Eigenmann & Eigenmann, 1889) Macrotocinclus notatus
Otocinclus joberti (Vaillant, 1880) Hypoptopoma joberti
Otocinclus leucofrenatus (Miranda Ribeiro, 1908) Hisonotus leucofrenatus
Otocinclus maculicauda (Steindachner, 1877) Parotocinclus maculicauda
Otocinclus maculipinnis (Regan, 1912) Hisonotus maculipinnis
Otocinclus nigricauda (Boulenger, 1891) Hisonotus nigricauda
Otocinclus obtusus (Miranda Ribeiro, 1911) Pseudotothyris obtusa
Otocinclus paulinus (Regan, 1908 ) Hisonotus paulinus
Otocinclus spectabilis (Eigenmann, 1914) Nannoptopoma spectabile
Otocinclus tietensis (Ihering, 1907) Pseudotocinclus tietensis
Auffällig ist, das die drei vorher verschieden klassifizierten Arten Otocinclus fimbriatus, O. arnoldi und O. flexilis jetzt unter einem Namen Macrotocinclus flexilis geführt werden, obwohl sie noch von S. A. Schaefer 1997 als neu entdeckte Arten einzeln eingeordnet wurden. Aus O. affinis wurde Macrotocinclus affinis. Optisch ähnelt er deutlich M. flexilis. Inzwischen wurden aber schon wieder weitere Arten entdeckt. Zum Beispiel Otocinclus mimulus der im Paraná und im Rio Monday entdeckt wurde. ( Axenrot / Kullander, 2003)
Im Gegensatz zu Otocinclus besitzen die Parotocinclus Arten eine Adipose (Fettflosse). Sie befindet sich auf halber Strecke zwischen Caudal- und Dorsalflosse und ist deutlich sichtbar. Otocinclus und Macrotocinlcus besitzen KEINE Adipose.
Anatomie und Erkennungsmerkmale der Otocinclus Familie:
Die Ohrgitterharnischwelse besitzen aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit eindeutige anatomische Merkmale die bei allen gleich sind. Zuerst sei der gitterartige Hinterschläfenknochen erwähnt, der den Otocinclus zu ihrem Namen verholfen hat. Weiterhin, das die Dorsale, Pectorale und Ventrale jeweils 7 Flossenstrahlen aufweisen. Die Flossenstrahlen spreizen sich, sind ab ca. der Mitte der Flosse Y-förmig, teilweise 3- 4 strahlig. Der vordere, erste Flossenstrahl ist dicker und länger. Er läuft spitz zu und wird bei Gefahr aus Schutzgründen weit abgespreizt. Dieser „Stachel“ ist nicht der Einzige. Der gesamte Kopfbereich ist mit Schuppen bestückt, die mit kleinen Stacheln versehen sind (Odontoden). Diese Odontoden ziehen sich über den ganzen Körper und über die ersten Flossenstrahlen. Dadurch fühlen sie sich oberflächlich etwas „rau“ an und verhaken sich gerne in feinen Netzen und Käschern.
Die Standardlänge (SL) beträgt im Durchschnitt um die 34 mm. Die kleinsten ausgewachsen, vermessenen Otocinclus waren knapp 10 mm, die längsten 49,5 mm lang. Der Rücken ist konvex gekrümmt, der Verlauf von Dorsale zur Analen fast geradlinig. Die Augen sind relativ groß und betragen in ihrem Durchmesser zwischen 14 und 27% der Kopflänge. Die Augen sind von hinten (Blick von der Analen her) nicht sichtbar. Von oben betrachtet sind Otocinclus am ersten Flossenstrahl der Dorsalen am breitesten. Der Kopf läuft spitz zu, da Maul extrem unterständig und unterhalb des vorderen Kopfbereiches platziert. Sie besitzen somit eine Art „Nasenspitze“ (Rostrum), das mit Odontoden besetzt ist.
Mandibular und maxilar besitzt jeder Otocinclus Zähne; mandibular (Unterkiefer) 12 – 20 und maxilar (Oberkiefer) 14 – 30. Dies ist wiederum je nach Art unterschiedlich. Dies ist von Art zu Art verschieden und manchmal der einzige Hinweis auf die genaue Bestimmung.
Um die einzelnen Arten wirklich genau zu differenzieren bedarf es zusätzlich noch der Schuppenzählerei. Die Lateral Schuppen an den Seiten sind bei jeder Art anders angeordnet und unterschiedlich in der Anzahl und Form, wie aus der Tabelle 1 zu entnehmen ist. Zeichnungen zur Schuppenanordnung finden sich teilweise in einer Studienarbeit Schaefers aus dem Jahr 1997 (The neotropical cascudinhos: Systematics and biogeography of the Otocinclus catfishes…)
Nachfolgende Tabelle zeigt die Unterschiede in der Länge (SL), Lateralbeschuppung (midlateral) und der Zahnanzahl.
Art | Standardlänge (SL) | Anzahl Lateralschuppen | Zahnanzahl (maxilar/mandibular) |
O. affinis | 23,5 – 33,0 mm | 23 – 26 | 10 – 20 / 9 – 17 |
O. macrospilus | 19,7 – 35,3 mm | 22 – 23 | 15 – 23 / 12 – 19 |
O. hoppei | 18,0 – 33,0 mm | 22 – 24 | 17 –24 / 14 – 21 |
O. vittatus | 29,0 – 35,0 mm | 21 – 23 | 25 / 20 |
O. vestitus | 29,0 – 36,0 mm | 21 – 23 | 14 –19 / 11 – 17 |
O. mura | 20,0 – 36,1 mm | 25 – 26 | 22 –30 / 18 – 27 |
O. caxaxari | 16,1 – 26,3 mm | 22 –24 | 14 – 19 / 11 – 17 |
O. huaorani | 11,7 – 31,6 mm | 22 – 23 | 18 –34 / 16 – 30 |
O. bororo | 19,0 – 30,9 mm | 22 – 23 | 17 – 31 / 17 – 26 |
O. xakriaba | 17,1 – 31,2 mm | 22 – 24 | 12 –20 / 10 – 18 |
O. hasemani | 18,0 – 27,0 mm | 22 – 23 | 16 – 22 / 13 – 21 |
O. mariae | 19,6 – 32,8 mm | 22 – 23 | 16 – 27 / 15 – 21 |
O. tapirape | 18,9 – 22,4 mm | 20 – 22 | 12 – 16 / 10 – 15 |
O. mimulus | 29,2 – 40,5 mm | 21 – 23 | 12 – 16 / 14 – 18 |
Färbung:
Alle Otocinclus Arten weisen ähnliche Farbmerkmale auf. Dazu gehört der typische Seitenstreifen in dunkelgrauer bis schwarzer Färbung. Je nach Art ist er breiter oder schmaler, durchgehend, unterbrochen oder fragmentiert. Er ist jedoch immer in einer Form vorhanden. Form, Größe, Form und Intensität variieren dabei. Der Schwanzwurzelpunkt variiert auch je nach Art. Anhand dessen Färbung und Form können teilweise die Arten unterschieden werden. Der Rücken ist meist anthrazit-beige bis beige-braun. Auch dort variiert je nach Art die Helligkeit, Muster und Farbschlag. Die Unterseite ist meistens unpigmentiert bis zur Ventralen, und somit schwach durchsichtig. Die Bauchhöhle ist von außen erkennbar, genauso wie die Kiemenregion, die rötlich durchscheint. So hat jede Art ihr spezifisches Aussehen, anhand dessen sie unterschieden werden kann. Was allerdings bei manchen Arten trotzdem nicht einfach ist. Ausnahmen in den allgemeinem Farbmerkmalen bildet zum Beispiel der als LG2 beschriebene O. spec. paraquay.
Abb.3: O. vittatus, Frontansicht. Der erste Flossenstrahl an den Brustflossen ist bei allen Arten pigmentiert. Im Bereich der Hinterschläfenknochen sieht man deutlich zwei helle Stellen links und rechts – der Ohrgitterknochen.
Geschlechtsunterschiede:
Männchen und Weibchen lassen sich bei den meisten Arten anhand der Odontoden im Schwanzwurzelbereich bestimmen. Dabei besitzen die Männchen größere Odontoden an der unteren Schwanzwurzel als die Weibchen. Man kann jedoch anhand der Größe der einzelnen Tiere Rückschlüsse ziehen. Die Weibchen werden größer und fülliger im adulten Alter und die Männchen bleiben kleiner und zierlicher. Für den Aquarianer ist das wohl das primäre Merkmal zur groben Geschlechtsunterscheidung.
Verbreitung:
Otocinclus Arten wurden in der verschiedensten Ländern Südamerikas gefunden. Von Venezuela über Paraguay bis runter nach dem südlichen Argentinien sind sie anzutreffen. Ihr Verbreitungsgebiet beschränkt sich dabei auf die Gewässer östlich der Anden Kordilleren.
Abb.4: Nur einige der bekannten Fundorte von Otocinclus Arten in Südamerika
Habitat und natürlicher Lebensraum:
Otocinclus haben sich an die verschiedensten Arten von Gewässer angepasst. Man findet sie im Weiß-, Klar-, und im Schwarzwasser. In fast ausgetrockneten Tümpeln, wie auch in schnellen Flussläufen, die aus den Gebirgen kommen. Bevorzugt halten sie sich in Bereichen von Treibgut, Pflanzen und im Wasser liegendes Geäst auf. Sie sind dabei in kleinen Fliessgewässern wie auch großen Flüssen in den strömungsarmen Randzonen zu finden. Die Wasserwerte sind entsprechend. Während im Schwarzwasser der pH und der Leitwert sehr gering ausfallen ist Weißwasser wesentlich mineralstoffreicher und der pH Wert ist fast neutral. Dies kann sich aber schnell ändern, wenn die Regenzeit einsetzt. Weißwasser wird zu Schwarzwasser und umgekehrt. Die Wasserwerte verändern sich über Monate lang stetig, da spätestens im Sommer und Wassertiefstand komplett gegensätzliche Werte herrschen können. Die weit verbreitete Meinung, das diese Habitate extrem sauerstoffreich sein sollen muss nicht immer stimmen. Zwar beschreibt Schaefer die Habitatgewässer als extrem sauerstoffreich aber wenn man sich nach der Jahreszeit orientiert, muss dies nicht immer zutreffen. Ein fast ausgetrockneter Tümpel erhält nur noch Sauerstoff durch die Oberflächendiffusion, dort ist die Sauerstoffsättigung auch aufgrund der hohen Wassertemperatur an der untersten Grenze. Auch im Aquarium ist der empfohlene hohe Sauerstoffgehalt nicht notwendig für die Haltung. Die Welse besitzen eine Art angepasstes Hämoglobin, welches Sauerstoff wesentlich effektiver als bei anderen Fischen aufnehmen kann. Sie sind Darmatmer und stoßen zeitweise blitzschnell einzeln zur Oberfläche um „Luft zu holen“. Armbruster beschreibt eine Ausstülpung im Darm (Divertikel bzw. lat. Diverticulum) bei Otocinclus und Corydoras Arten, denen er die Funktion der Sauerstoffaufnahme zuschreibt. Das blitzartige Auftauchen ist immer zu beobachten, es ergibt sich daraus kein Verdacht auf Sauerstoffmangel wie oft irrtümlich behauptet wird. Jedoch ergibt sich dadurch ein erheblicher Überlebensvorteil für diese Fische im südamerikanischem Spätsommer.
Schaefer beschreibt im Zusammenhang mit Otocinclus eine Pflanzenart: Brachiaria purpurescens in dessen Nachbarschaft er häufig Otocinclus Arten finden konnte. Dieses „Caipin santos“ (caipin = Gras) wächst dort gerne in langsam fließenden Uferbereichen. Es ist hauptsächlich eine Futterpflanze für die Landwirtschaft, riecht nach Zitrone und wird von den Einheimischen auch gern als Tee aufgebrüht. In der Trockenzeit wenn die Wasserspiegel bedrohlich sinken, sterben trotzdem viele Otocinclus durch Austrocknung der Gewässer oder als Beutetier für andere Tierarten, die schon am Rand des Gewässers auf die Austrocknung warten. Dieser saisonelle Bestandsschwund beeinträchtigt die Populationen aber nicht wirklich. Außerdem sterben in einer solchen Saison weitaus mehr Tiere, als die gesamte Anzahl, die aus den Gewässern an Zierfischhalter exportiert werden. Die größten Welsvernichter sind allerdings die Industrie, Edelmetallsucher und andere Biotopvernichter.
Zucht:
Die wenigsten Otocinclus Arten konnten in Gefangenschaft gezielt nachgezüchtet werden, daher sind ausnahmslos alle Tiere die man im Handel erwerben kann, Wildfänge, da die Nachzuchten aufgrund ihrer niedrigen Stückzahl nicht in den Handel gelangen. Die meisten Zuchten in Gefangenschaft sind Zufallszuchten und erfolgten kurz nach dem Import. Bei längerem AQ Aufenthalt ist selten die Zucht gelungen bislang, die mir bekannt wurde außer Otocinclus spec. paraguay (Stefan Hetz), O. vestitus, O. hoppei, Hisonostus cf. laevior, H. notatus und P. maculicauda (Doc Kremser).
http://www.planetcatfish.com/forum/viewtopic.php?f=5&t=29245
Auflistung der einzelnen Arten:
Otocinclus affinis (Steindachner, 1877)
Spätestens bei Betrachtung eines “echten” Otocinclus affinis wird der Unterschied zu den im Handel erhältlichen Arten deutlich. O. affinis ist wesentlich blasser, die Laterallinie verläuft bis zur bis zur Schwanzwurzel und endet nicht in einem Punkt.
Eindeutiges Bestimmungsmerkmal ist die vergrößerte Odontode die hinter dem Rostrum beginnt und am Kopf anliegt. Kein anderer Oto zeigt dieses Merkmal. Daher ist die Bestimmung mehr als einfach.
O. vittatus/ O. vestitus (Regan, 1904)
Abb.5: O. vittatus oder O. vestitus? – deutlichtes optisches Merkmal bei Beiden ist die Laterallinie mit dem daran endenden rautenförmigen Schwanzwurzelpunkt. (Foto © Rainer Schmitt)
O. vittatus ist optisch leicht einzuordnen für den Aquarianer. Der rautenförmige Schwanzwurzelpunkt an der durchgehenden Seitenlinie machen ihn fast unverwechselbar. Jedoch sieht O. hasemani und O. vestitus farblich fast identisch aus. Der dunklere Rücken und das nach hinten höher gezogene Rückenmotiv sind ein Erkennungsmerkmal. Der erste Flossenstrahl der Pectoralen sind an der Front unregelmäßig pigmentiert. Die Männchen sind auffällig kleiner als die Weibchen, die durchaus 4,5 cm lang werden können. Häufig sind sie etwas blasser gefärbt als die Männchen. Eindeutig ist jedoch der weiße Abstand zum Rückenmuster über der Seitenlinie, die nach vorne hin abnimmt. Daran ist O. vittatus immer eindeutig zu identifizieren. Das Auge und Iris sind immer rund. Es fehlt beim O. vittatus das Iris Divertikel welches bei O. hasemani als eindeutiges Identifizierungsmerkmal gilt. O. vestitus unterscheidet sich nur in der Anzahl der Zähne von O. vittatus. Aus diesem Grund habe ich beide Artenbeschreibungen zusammengefasst, da eine Unterscheidung für den Aquarianer so gut wie nicht möglich ist. Rückschlüsse auf die Art könnte evtl. der genaue Fundort geben. Aber welcher Händler wäre in der Lage, diese Information zuverlässig zu geben. Die gesprenkelte Pigmentierung ist bei näherer Betrachtung ähnlich wie bei O. affinis, jedoch wesentlicher intensiver. Lustigerweise kaufte ich diese auf dem Foto laut Verkäufer als siamesische Rüsselbarbe.
Abb.6: O. vittatus. Wenn sie die Kopfaufnahme (Abb. 12 ) betrachten dann erkennt man keinen Unterschied zu O. hoppei. Erst der „hintere“ Teil gibt Auskunft über die genau Art.
(Foto © Rainer Schmitt)
O. macrospilus ( Eigenmann & Allen, 1942)
Abb7: Abbildung 1: O. macrospilus – erkennbar am geflecktem Rückenmuster und am Schwanzwurzelpunkt. (Foto © Rainer Schmitt)
Auch er besitzt eindeutige Merkmale. Sein Rücken ist immer fleckig „tigerartig“ gemustert. Diese Musterung beginnt schon kurz nach dem Rostrum. Im Gegensatz zu O. hoppei, bei dem diese Musterung erst hinter den Augen. Die Farbe kann dabei variieren, ist aber immer beige-grau bis fast schwarz. Der Schwanzwurzelfleck ist oft unterschiedlich intensiv und verläuft fast über die ganze Breite der Schwanzwurzel. Die Farbe variiert dabei von beige-braun bis grau. Bei den Männchen sind die Odontoden an der Schwanzwurzel nicht so ausgeprägt wie anderen Otocinclus Arten und können daher als Geschlechtsmerkmal nicht herangezogen werden. Für den Aquarianer bestehen die Bestimmungsmerkmale im Rückenmuster, der unregelmäßigen Seitenlinie und häufig einer Unterbrechung der Seitenlinie kurz vor dem Schwanzwurzelpunkt. Dem widerspricht Schaefer zwar in seiner Arbeit, in dem er sagt, das der Lateralstreifen mit Unterbrechung kurz vor der Schwanzwurzel einzig und allein O. hoppei zuzuschreiben ist, aber auch andere Arten weisen dieses Merkmal auf. Er irrt in dieser Beziehung oder es handelt sich um einen einfachen Schreibfehler, da ansonsten die Arbeit Schaefers äußerst gründlich und gewissenhaft geschrieben wurde. Gleiches mit dem Schwanzwurzelpunkt. Er kann bei O. macrospilus durchaus variieren. Andeutungsweise ist immer vorhanden, oft sogar sehr intensiv dunkel pigmentiert. Die Seitenlinie ist mit gesprenkelten dunklen Pigmenten versehen und wirkt daher an den Rändern etwas „verwaschen“. Je nach Farbvariante und Ausprägung geht das Rückenmuster bis in den Seitenstreifen über und bestimmt dessen Regelmäßigkeit mit.
Abb8: O. machrospilus, intersiver gefärbt.
Abb.9: O. macrospilus – größerer Augendurchmesser als bei anderen Otocinclus Arten; gesprenkelte Pigmente auf Rücken und Laterallinie sind deutlich sichtbar. (Foto © Rainer Schmitt)
O. hoppei (Miranda, Ribeiro 1939)
Abb.1o: O. hoppei – mit leichtem „Caudalschaden“
O. hoppei besitzt ein eindeutiges Merkmal, das ihn von allen anderen unterscheidet. Der Schwanzwurzelpunkt ist über die gesamte Breite der Schwanzwurzel ausgeprägt und nach hinten weg konvex gerundet. Dieses Merkmal findet man nur bei O. hoppei, manchmal auch bei O. macrospilus. Er kann grau oder fast schwarz erscheinen und verwaschene Konturen aufweisen. Der Seitenstreifen ist häufig durchgehend bis zum Schwanzwurzelpunkt. Er ist geradlinig und verläuft gleichmäßig nach hinten und verfüngt sich kurz vor der Schwanzwurzel. Der Rücken ist durchgehend dunkler gefärbt und ist meist gleichmäßig, meist ohne Muster. Ab dem Bereich der Dorsalen kann der Rücken aber auch fragmentierte Muster aufweisen. Meist sind diese jedoch schwach ausgeprägt. Die Rückenfärbung kann mal heller und mal dunkler ausfallen.
Abb.11: O. hoppei (?), Farbmerkmale stimmen überein, wenn auch extrem schwach ausgeprägt.
Abb. 12: O. hoppei
O. mariae (Fowler, 1940)
Abb.13: Die Laterallinie geht über den Schwanzwurzelpunkt hinaus und reicht bis zur ersten W-förmigen Caudalpigmentierung(Foto © Rainer Schmitt)
O. mariae besitzt einen bis in den Schwanzwurzelpunkt durchgehenden Lateralstreifen. Der ganze Körper ist mir größeren Odontoden besetzt, als bei den anderen Arten. An diesem Merkmal kann man O. mariae gegenüber O. macrospilus eindeutig unterscheiden. Wichtigstes Merkmal ist jedoch der durchgehende, nicht unterbrochene Seitenstreifen der über den Schwanzwurzelpunkt ein wenig hinausgeht und in dem W-förmigen Caudalmuster endet. Bei O. hoppei geht die Laterallinie nicht über den Schwanzwurzelpunkt hinaus. Bei anderen Farbvariationen ist die Gesamtfärbung blasser und der Schwanzwurzelpunkt nicht immer über die ganze Breite der Schwanzwurzel gestreckt. Das Foto zeigt eine Variante mit breiterem Schwanzwurzelpunkt.
Abb.15: O. mariae
Abb.16: O. mariae – große Augen und deutlich sichtbare Odontoden auf den Schuppen(Foto © Rainer Schmitt)
O. huaorani (Ibarra and Stewart 1989) [sehr selten im Handel erhältlich]
Aufgrund der unterschiedlichen Anzahl an Zähnen wurde O. huaorani als eigene Art klassifiziert. Die Anwesenheit von 24 und mehr premaxillaren Zähnen und 20 oder mehr mandibularen Zähnen unterscheidet sich von den anderen Otocinclus, außer O. mura und O. bororo. Von O. mura kann er nur an der Art der Zähne unterschieden werden. Sie sind bei O. huaorani kurz, aber stumpf an der Spitze. Der Unterschied zu O. bororo besteht nur in ein „paar“ Farbpigmenten am Kopf und am Rücken zwischen Dorsalen und Caudalen. Seinen Namen hat O. huaorani von einem gleichnamigen Eingeborenvolk vom oberen Rio Napo / Ecuador. Die Hoauranis wurden erst 1920 entdeckt. Seitlich betrachtet besitzt O. huaorani eine sehr breite Laterallinie, die durchgehend bis zum Schwanzwurzelfleck sichtbar ist. In der Laterallinie selbst, sind die Lateralschuppen deutlich zu erkennen. (siehe Foto)
Abb.17: O. huaorani – eindeutig ist auch der Schwanzwurzelpunkt mit seiner Pigmentanordnung (Foto © Ute Schössler)
O. xakriaba (Fowler 1940) [sehr selten im Handel zu finden]
ausgesprochen [Schak-ri-abà]
Abb.18: Otocinclus xakriaba (?)(Foto© Rainer Schmitt)
Die Abwesenheit der post-rostralen Schuppenplatte und das im Ansatz vorhandene Iris Divertikel machten O. xakriaba zu einer eigenen Art. Sein Rücken ist olive-grün bis beige und in der „zweiten“ Schicht mit reflektierenden goldfarbenen Pigmenten unterlegt, die sich auch über den Lateralbereich bis in die Schwanzwurzel abzeichnen. Alles in allem ist die Färbung blasser als bei anderen Otocinclus Arten. Seinen Namen hat er von dem dort lebenden Eingeborenenstamm am Sao Fransiscò erhalten. Der Stamm der Chakriaba haben sehr unter dem Einfluss westlicher Zivilisation gelitten.
Abb.19: Otocinclus xakriaba(?) Die Farbgebung und die goldene Pigmentierung weisen darauf hin…
(Foto© Rainer Schmitt)
O. „zebra“ cocoma [immer öfters im Handel erhältlich]
Abb.20: Otocinclus „zebra“ cocoma (Foto © Thomas Knoefel)
Otocinclus „zebra“ ist eindeutig an seiner Färbung zu erkennen. Kein anderer Otocinclus ist derart sicher in seiner Art zu bestimmen. Die zebraartigen Querstreifen gaben ihm seinen Namen. Die Caudalfärbung zeigt ein einzelnes W-förmiges Muster. Der im Körpermuster integrierte Schwanzwurzelpunkt geht über die ganze Breite der Schwanzwurzel. Der Lateralstreifen ist zwar vorhanden, aber im Färbungsmuster des O. zebra nicht wirklich zu erkennen. Seine unregelmäßigen Fragmente verwischen sich mit dem Muster des Körpers. Seine Farbvariationen unterscheiden sich nur in den unpigmentierten Abständen. die breiter oder schmaler ausfallen können. Insgesamt ist er fülliger im adulten Alter als andere Otocinclus Arten. Auch er zeigt unterhalb der Ventralen keine Pigmentierungen mehr. Einst als Otocinclus spec. II vorläufig erfasst ist er heutzutage unter dem Namen O. zebra im Handel erhältlich. Er wird erst seit 2002 nach Europa importiert. Fanggebiete werden geheim gehalten um angeblich die Händlerpreise stabil zu halten. Ein O. zebra kann durchaus schon mal 15 – 17 Euro im Laden kosten, es wurde aber in letzter Zeit auch über niedrigere Preise um die 7 Euro berichtet. Da die Infos über O. zebra sehr spärlich sind, kann ich hier nur über erfolgreiche Haltungsbedingungen berichten. Die Haltungstemperatur liegt bei 24- 26 °C, Wasserwerte sind artuntypisch. Auch härteres Wasser vertragen sie nach der Eingewöhnung sehr gut. Der pH kann dabei ruhig schon mal bei 7,5 liegen. Ein Hinweis auf einen Klarwasserbewohner, der wahrscheinlich Gebirgswasser gewohnt ist. Er ist ein Allesfresser, wobei der tierische Proteinanteil höher sein sollte als bei anderen Otocinclus. Herkunft wahrscheinlich Peru. Standardlänge ~ 40mm, Seitenstreifen angedeutet erkennbar in den Querstreifen. Er ist wie alle Otocinclus ein Schwarmfisch. Haltung ab 8 Tieren aufwärts. Die Wassertemperatur im Becken darf 26 °C nicht dauerhaft überschreiten!
Abb.21: Otocinclus zebra (Foto © Thomas Knoefel)
O. „negros“ spec paraqay
Abb.22: Otocinclus spec. paraqauay: (Foto© Rainer Schmitt)
O. „negros“ ist ein Synonym zu O. spec paraguay, der von H. G. Evers als LG2 bezeichnet wird. Sie zählt zu den kleinwüchsigeren Otocinclus Arten. Seine dunkle Färbung bzw. Muster mischt sich mit hellen streifenartigen Unterbrechungen und brachten ihm den Namen O. negros ein. Er stammt aus dem etwas kälteren Paraguay aus dem Rio Paranà unterhalb des Staudamms. Die Haltungstemperatur beträgt 18° – 22 ° C. Anfänglich verwechselte ich ihn mit O. paulinus ( jetzt Hisonotus paulinus), der aber im Gegensatz zu O. negros weiter nördlicher angesiedelt ist. Die mittleren Lateralschuppen betragen nach meiner Zählung 18 – 20 . Die Unterseite von O. negros ist am Unterkiefer mit recht langen Odontoden besetzt, die sich über die den ganzen unteren Bereich zum Schwanz hin fortsetzen. Die Standardlänge beträgt zwischen 20 – 32 mm. Deutlich erkennbar das Iris Divertikel. Weiteres Erkennungsmerkmal ist die Caudalfärbung. Sie entspricht nicht dem typisch W- förmigen Muster. Seine Färbung ist durchgehend dunkelgrau bis dunkelbeige. Unterhalb der Ventralen sind nur vereinzelt melanozytische Pigmente zu finden, von der Analen bis zur Caudalen dagegen intensiv gefärbt.
Abb.23.24.25: Otocinclus spec. paraqauay wird im Handel unter dem Namen O. negros angeboten. Seine Heimat liegt in Paraqay unterhalb des Staudammes Itaipù. (Foto© Rainer Schmitt)
Abb.26: O. spec. Paraguay – Caudalfärbung ist nicht typisch „Oto“(Foto© Rainer Schmitt)
Abb.27: O. spec. paraqay – zwei kleine Barteln und das Divertikel im Auge, sowie seine eindeutige Färbung machen in unverwechselbar in der Otocinclus Familie.
(Foto© Rainer Schmitt)
O. mura (Schaefer 1997)
O. mura ist fast gleichartig gefärbt wie O. vittatus. Der durchgehende Seitenstreifen ist aber sichtbar breiter als bei O. vittatus. Die Caudale weist am ersten Flossenstrahl ein sehr deutliches w-förmiges Muster auf, die Ventralen sind durchsichtig. Insgesamt ist die Schwanzwurzel etwas breiter als bei den anderen Otocinclus Arten. Das zweistreifige halbrunde Muster an der Schwanzflosse, welches aus dem Schwanzwurzelfleck austritt ist auch ein markantes Merkmal dieser Art. Die Schuppenanzahl lateral an der Seite beträgt 22 – 24. O. mura besitzt ein schwaches preanales Schild. Odontoden verbreiteten sich auf Kopf und Körper, die am Kopf sind nur unwesentlich kleiner als die am Körper sitzenden Odontoden. Vergrößerte Stachel befinden sich im Bereich der Brustflosse Richtung Schwanzflosse. Die Männchen besitzen keine vergrößerten Odontoden im Bereich der Ventralen und Caudalen. Wie bei den meisten Otocinclus ist auch hier der Name eines nativen Eingeborenvolkes verwandt worden. Die Mura leben im mittleren Bereich des Rio Solimòes, und bewohnen inzwischen den gesamten Flussbereich. Sie haben sich im 17. Jahrhundert jeglicher Kolonialisierung erfolgreich entziehen können.
O. hasemani (Steindachner 1915)
Verwechselt wird er oft mit O. vittatus oder O. bororo. Einziger Unterschied ist das Iris Derviticulum, welches bei O. hasemani ausgeprägt ist und bei den anderen fehlt. O. hasemani zeigt seitlich einen breiten, durchgehenden Seitenstreifen mit teilweise fleckigem Charakter. Die Caudalfärbung besteht aus zwei parallelen W- förmigen Pigmentierungen mit unregelmäßiger Pigmentierung an den äußeren Strahlen. Letztendlich ist das Divertikel in der Iris das Haupterkennungsmerkmal für eine sichere Bestimmung.
O. bororo ( Schaefer, 1997)
Otocinclus bororo wurde bislang nur im südwestlichen Brasilien registriert.
Das einzige Merkmal ist die eindeutige Zeichnung des Schwanzwurzelpunktes. Ansonsten sieht O. vittatus sehr ähnlich obwohl seine Verwandtschaft zu O. huaorani am nächsten ist.
Die Odontoden sind im Kopfbereich größer als am Rest der Körpers . Stark vergrößerte Odontoden befinden sich in Bereich der Pectoralflosse. Der Lateralstreifen ist recht breit und wie bei O. huaorani sind die Schuppen auf dem Lateralstreifen deutlich sichtbar. Die Seitenlinie geht ununterbrochen in den Schwanzwurzelpunkt über. O. bororo zeigt in der Iris kein Divertikel.
O. caxaxari (Schaefer, 1997)
O. caxaxari ist optisch kaum zu unterscheiden von O. mura. Das Fehlen von Otocinclus – typischen Lateralschuppen und der rundlichen Schuppenform wurde O. caxaxari als eigene Art eingegliedert. O. caxaxari kann von O. mura nur durch die Anzahl der Lateralschuppen unterschieden werden. O. mura besitzt 24, O. caxaxari 25 Lateralschuppen. Die Augen sind im Verhältnis zur Kopflänge recht groß und können bis zu 25% davon betragen. Die Flossen sind gesprenkelt pigmentiert. Die Schwanzflossenzeichnung besteht aus 3 deutlichen W-fömigen Pigmentierungen. Die Lateralschuppen zeichnen sich im Seitenstreifen deutlich ab. Auch er ist unterhalb der Ventralen unpigmentiert und dort wie die meisten relativ durchsichtig.
Otocinclus tapirape (M. R. Britto / C. R. Moreira, 2002)
Britto und Moreira entdeckten 2002 Otocinclus tapirape an zwei Stellen in Brasilien. Am unteren und mittleren Rio Araguaia Strom, in unmittelbarer Nachbarschaft zu O. vittatus. Er besitzt ein Iris Divertikel. Seine Caudale ist umpigmentiert und zeigt keine W-fömigen Streifenmuster. Oberhalb der ventralen befindet sich ein dunkler ovaler Punkt der sich lateral bis unterhalb der Dorsalen abzeichnet. Von dort aus verläuft der helle und dünne Lateralstreifen Richtung Schwanzwurzelpunkt, der nicht viel dicker als die Seitenlinie selbst ist. Dieser Harnischwels ist nach den Eingeboren am Rio Araguaia benannt.
O. mimulus (Axenrot / Kullander, 2003)
Axenrot und Kullander beschreiben Otocinclus mimulus erstmals 2003. Der Holotypus stammt aus der Rio Paraná, Paraquay, aus dem Bereich eines langsamen schmalen Durchflusses. Der Lateralstreifen von O. mimulus ist mehrfach unterbrochen und endet weit vor der Schwanzwurzel, die sehr blass pigmentiert ist. Der Seitenstreifen ist unterhalb der Dorsalen mit melanozytischen Pigmentierungen umgeben die eine Art verschwommenen Fleck ergeben. Von oben betrachtet ist der Rücken fleckig und unregelmäßig pigmentiert. Die Iris besitzt ein Divertikel. Die Caudalfärbung weist zwei parallele W-förmige Streifen auf. Der erste Flossenstrahl der Dorsale ist intensiv im gleichen unregelmäßigen Muster wie der Rücken gefärbt. Auf dem Foto vom Fundort (Axenrot / Kulander) kann man das „caipin“, das dort von den Weiden bis ins Flache Wasser hineinwachst erkennen, wo O. mimulus zusammen mit Corydoras dyphyes gefangen wurde.
Haltung im Aquarium:
Handel & Kauf: Otocinclus wird recht häufig angeboten. Die drei häufigsten Arten in Handel sind O. vittatus, O. macrospilus und O. hoppei; Da sie vor dem Export meist zentral gesammelt und dann gemischt importiert werden, findet sich oft ein kleines Arten – Durcheinander im Händlerbecken. Zwischen den Üblichen findet man manchmal auch seltenere Otocinclus Arten wenn man genau hinschaut. Die Preise für diese drei Arten ist recht moderat und ein kleiner Schwarm kostet kein Vermögen. Die seltener angebotenen Arten wie O. zebra können schon mal ein Loch in die Hobbykasse reißen, da man immer nur schwarmweise kaufen sollte.
Einsetzen der Fische nach dem Kauf:
Otocinclus wird in der Literatur als sehr empfindlich beschrieben. Sie vertragen Stress nicht sehr gut, daher eine kleine Hilfestellung zum Einsetzen der Otocinclus ins eigene Becken:
Nach den Kauf sollte der Transportbeutel wie immer ins AQ Wasser gehängt werden, damit er sich auf die AQ Temperatur einpendelt. Währenddessen sollte das AQ Licht ausgeschaltet bleiben. Das gibt ein wenig Sicherheit und vermindert Stress. Langsam sollte man nun das eigene AQ Wasser zu dem Transportwasser hinzufügen. Zu lange sollten sie nicht im Transportbeutel verbleiben. Spätestens nach zwei Stunden sollte der Vorgang abgeschlossen sein, und die Tiere sollten im heimischen AQ schwimmen. Für den Rest des Tages kann man das Licht weiterhin auslassen um weiteren Stress zu vermeiden. Zu lange Eingewöhnung über mehrere Stunden belastet die Fische zusätzlich. Zeiten von 5 – 6 Stunden sind unsinnig. Der Transportbeutel an sich ist schon ein Stressfaktor. Wenn man bedenkt, das die Tiere zu Tausenden gefangen, transportiert, selektiert und verkauft werden, ist es ein Wunder, das sie diese Strapazen überhaupt so gut überleben. Ausfälle nach dem Einsetzen sind deshalb auch mit größter Vorsicht nicht zu vermeiden. Diese Ausfälle treten teilweise auch Tage später noch auf. Sind nach drei Tagen alle Tiere munter, ist die größte Gefahr überstanden. Vom ersten Tag an sollte man den ausgehungerten Zwergen ausreichend Nahrung zu Verfügung stellen, damit sie sich entsprechende erholen können. Erst mal müssen sie mit Frost- oder Lebendfutter (Artemia) aufgepäppelt werden. Wasserflöhe und Mückelarven (gefroren) helfen den Tieren schnell wieder zu Kräften zu kommen, nachdem sie den ganzen Fang-, Transport- und Verkaufsstress hinter sich gebracht haben. Zwar werden sie als meist als Algenfresser gekauft, sie sind aber durchaus „Fleischfresser“ und pflanzliche Nahrung alleine reicht nicht aus, um Otocinclus artgerecht zu ernähren.
Otocinclus Arten bevorzugen weiches, leicht saures Wasser. Die ist aber je nach Art wiederum unterschiedlich und im AQ sind sie in der Lage sich an verschiedene Wasserbedingungen anzupassen. Zu hart und alkalisch darf das Wasser aber nicht sein. Im natürlichen Habitat wechseln die Wasserwerte je nach Jahreszeit und Einfluss. Der Otocinclus muss sich somit drauf einstellen und ist die Anpassung gewohnt. Die Wasserwerte im Habitat schwanken bei allen Arten zwischen einem pH von 4,3 -7,5. Leitwerte von 40 µS und kaum nachweisbarer Gesamthärte sind allerdings nicht selten und man sollte sie so „weich“ wie möglich halten. Die Wassertemperatur schwankt je nach Art erheblich. Manche Arten leben lieber kühler, andere lieber wärmer.
Strömungszonen im Becken nehmen die Otocinclen gerne nachts an, wenn sie im Trupp schwimmen. Ansonsten verweilen sie lieber in ruhigen Zonen.
Art | Haltungstemperatur (°C) im AQ |
O. affinis | 18 – 24 °C |
O. macrospilus | 24 – 28 °C |
O. hoppei | 25 – 28 °C |
O. vittatus | 25 – 28 °C |
O. vestitus | 25 – 30 °C |
O. mura | 27 – 30 °C |
O. caxaxari | k. A. |
O. huaorani | 26 – 30 °C |
O. bororo | k. A. |
O. xakriaba | 22 – 26 °C |
O. hasemani | 25 – 28 °C |
O. mariae | 27 – 30 °C |
O. spec. paraqay | 20 – 24 °C |
O. mimulus | k. A. |
O. tapirape | 28 – 31 °C |
Sie sollten immer nur im Schwarm gehalten werden, da sie sonst ihr Sozialverhalten nicht ausleben. In freier Natur leben sie in Gruppen oder in großen Schulen zusammen. Ein Trupp von 8 Tieren sollte im Aquarium mind. gehalten werden. Erst im Schwarm kann man das wirkliche Verhalten der Otocinclus beobachten. In meinen 200 Liter Becken leben sie in 12 er Trupps. Da sie eh dämmerungsaktiv sind, kann es in hell beleuchteten Becken dazu führen, das der Schwarm erst abends aktiv wird. Tagsüber verstecken sie sich geschickt zwischen Einrichtung und Bepflanzung. In dunkleren Becken oder in Becken mit hoher Beatzdichte sind sie auch tagsüber zu sehen. Sie schwimmen gerne im Verbund und werden aktiv sobald die Dämmerung einsetzt. Nachts sieht man oft die weiß, durchscheinenden Bäuche an der Aquarienscheibe. Otocinclus werden im Durchschnitt 2 – 3,5 Jahre alt.
Futter und Ernährung:
In erster Linie fressen Otocinclus Algenbeläge von Pflanzen und Einrichtungsgegenständen ab. Die damit aufgenommenen Mikroorganismen zwischen den Algen sorgen für den entsprechenden tierischen Proteinanteil. Otocinclus sind Allesfresser. Sie knabbern gerne an Gemüse (Zucchini, Auberginen, rohe Kartoffeln, blanchierter Spinat und Feldsalat, Salatgurke und Paprika, wobei letztere aufgrund ihrer „Verseuchung“ nur bedingt gefüttert werden sollten.), an toten Tieren, an Pflanzen und an Holz. Der Holzanteil (Zellulose) ist scheinbar wichtig für die gesunde Ernährung der Otocinclus. Dieser kann, wenn keine Wurzel vorhanden, durch sog. Welstabs mit Holzanteilen zugefüttert werden. Auch Frostfutter wird gerne vom Boden gelutscht, zumindest fallen sie über das her, was andere Fische nicht vom Boden aufnehmen. Daher ist die Ernährung nicht besonders schwierig. Auch qualitativ gutes Flockenfutter stellt eine gute Nahrungsgrundlage dar. Sie fressen aber fast nur vom Boden und von der Einrichtung. Futter wird nicht gezielt gejagt. Zusätzlich bietet Eichenlaub eine willkommene Abwechslung, welches gerne abgeraspelt wird.
Inzwischen bereite ich das Futter für die Otocinclus selbst zu. Dazu trockne ich Spinat, Feldsalat und Zucchini und zerreibe dies zu Pulver. Einen Teil Spirulina Algen hinzugeben. Dazu gebe ich gefrorene Wasserflöhe (vorher gut durchgespült) oder anderes Frostfutter (Mückenlarven). Dazu kommen noch zerriebene Welstabs von bis alles eine schöne Matsche ergibt. Das frier ich dann entweder wieder ein in kleinen Portionen oder trockne es im Backofen bei 60 °C. Das getrocknete Futter kann dann ins Becken gerieben werden. Die Mückenlarven oder Wasserflöhe sorgen für den Anteil an tierischem Protein, der wichtig für die Versorgung der Otos ist.
Oft werden Otocinclus Arten wegen der Algenbekämpfung eingesetzt. Diese Arbeit erledigen sie recht effektiv, es werden aber nicht alle Algen gefressen. Faden oder Bartalgen werden verschmäht. Aber die normalen Kieselalgen oder Schmieralgen (wie immer man sie nennen mag) stellt den Hauptanteil der Nahrung dar. Trotzdem sollte man zufüttern. Oft hört man von verhungerten Otocinclus Arten im Aquarium, die nur gekauft wurden um der Algen Herr zu werden. Haben sie diese in den ersten Tagen vertilgt muss zugefüttert werden. Eine Gurke oder Spinat einmal die Woche ist zu empfehlen. Spinat und Feldsalat werden meist erst genommen, wenn die pflanzl. Struktur zerfällt, also sich zersetzt. Dies ist auch der Grund, wieso Otocinclus keine gesunden Pflanzen frisst. Erst sich zersetzende Blätter werden gefressen.
Vergesellschaftung:
Otocinclus ist ein friedlicher, harmoniebedürftiger Harnischwels der im Gesellschaftsaquarium als Schwarm am besten zur Geltung kommt. Sind sehr gut mit aller Art von Fischen zu vergesellschaften, wenn diese nicht aggressiv und unruhig sind. Lediglich die Wasserwerte sind zu beachten. In der freien Natur leben sie neben zahlreichen Corydoras Arten, Buntbarschen und Salmlern, was sich auch im Aquarium bestens bewährt hat.
Krankheiten:
Sie sind wie alle Welse auch von dem mysteriösen Welssterben bedroht, das wohl auf Infektion zurückzuführen ist. Die Symptome sind gleich. Blutunterlaufene Stellen unter der Haut und an den Schuppenansätzen sind dann deutlich sichtbar. Dies konnte ich aber erst einmal beobachten. Weitere Tiere fielen der Seuche merkwürdigerweise nicht zum Opfer. Andere Krankheiten konnte ich bislang nicht beobachten. Sie sind sehr robust in dieser Beziehung. Auch Verletzungen heilen, wenn sie nicht zu gravierend sind, schnell ab. Verletzungen an den Flossen heilten bei meinen O. macrospilus wieder vollständig ab. Selbst die Haut zwischen den Flossenstrahlen regenerierte ohne Behandlung innerhalb von 4 Wochen. Sind die Flossenstrahlen verletzt oder nicht mehr vorhanden, wächst die Haut dazwischen nicht mehr nach.
Abb.1: Krankheitsbild der mysteriösen Welsseuche an einem toten O. hoppei Weibchen. Blutunterlaufene Stellen sind am ganzen Körper sichtbar. Infektverdächtig
(Foto© Rainer Schmitt)
Fazit:
Diese kleinen Welse lassen sich nicht immer mit Sicherheit in ihrer Art bestimmen. Durch die verschiedenen Farbvariationen innerhalb einer Art bleibt die optische Bestimmung nach Farbmerkmalen ein Glücksspiel. Die Möglichkeit, das verschiedene Arten auch Hybride produzieren macht die Sache noch schwieriger. Erkennungsmerkmale verschwimmen, eine eindeutige Zuordnung scheitert, oder ist relativ unsicher. Oft kann man nur „raten“.
Die Beschreibungen in diesem Artikel sind für den normalen Aquarianer gedacht. Morphometrische Angaben wurden von mir daher erst gar nicht aufgeführt. Auch die weiterführende Geometrie, Familienabstammung und Anatomie wurde hier nicht vollständig aufgeführt. Sie würden ein komplettes Buch füllen. Ziel dieses Artikels war für mich in erster Linie, die im Handel zu erwerbenden Arten genauer zu beschreiben und dem Aquarianer die Möglichkeit zur artgerechten Haltung zu geben. Viele sogenannte O. affinis sterben in der kalten Jahreszeit in unbeheizten Becken, da es sich meist nicht um O. affinis handelt sondern um Arten die aus wärmeren Regionen stammen, für die eine Temperatur um 18 °C der sichere Tod bedeutet. Umgekehrt kann man auch für wärmere Becken Arten ausmachen, die bis 30°C gehalten werden können, was bislang immer dementiert wurde. So findet sich für fast jedes Südamerikabecken eine passende Otocinclus Art wenn sie denn importiert werden sollte.
S. A. Schaefer hat 1997 jedenfalls mit der Veröffentlichung seiner Arbeit sehr viel Licht in einen Bereich gebracht, der bis dahin für den Aquarianer sehr schwer zu durchschauen war.
Referenzen:
– Schaefer, S. A. 1997 The neotropical cascudinhos: Systematics and biogeography of the Otocinclus catfishes (Siluriformes: Loricariidae) Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia 148: 1-120
– T. E. Axenrot, Sven O. Kullander 2003: Corydoras diphyes (Siluriformes: Callichthyidae) and Otocinclus mimulus (Siluriformes: Loricariidae) two new species of catfishes from Paraguay, a case of mimetic association
– MARCELO R. BRITTO AND CRISTIANO R. MOREIRA Otocinclus tapirape: A New Hypoptopomatine Catfish from Central Brazil (Siluriformes: Loricariidae), 2002
Ontogenetic Shift in Mouth Opening Mechanisms in a Catfish (Clariidae, Siluriformes): A Response to Increasing Functional Demands
D. Adriaens P. Aerts and W. Verraes1
JOURNAL OF MORPHOLOGY 247:197–216 (2001)
Parotocinclus planicauda, A NEW SPECIES OF THE SUBFAMILY HYPOPTOPOMATINAE FROM SOUTHEASTERN BRAZIL
(OSTARIOPHYSI: LORICARIIDAE)
GARAVELLO, J. C. and BRITSKI, H. A.
Um PARAOTOCINCLUS DO NORDESTE BRASILIEIRO (peixes-larocaridiae-hypoptopomatinae)
Paulo de Miranda Ribeiro, (1951)
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(OSTARIOPHYSI: LORICARIIDAE)
GARAVELLO, J. C. and BRITSKI, H. A.
Ichthyl. Explor. Freshwaters, Vol. 14, 2003
New, Possibly Extinct Lithogenine Loricariid (Siluriformes, Loricariidae)from Northern Venezuela
FRANCISCO PROVENZANO R., SCOTT A. SCHAEFER,JONATHAN N. BASKIN, AND RAMIRO ROYERO-LEON
Copeia, 2003(3), pp. 562–575
Otocinclus cocama, a new uniquely colored loricariid catfish from Peru (Teleostei: Siluriformes), with comments on the impact of taxonomic revisions to the discovery of new taxa
Roberto E. Reis
Neotropical Ichthyology, 2(3):109-115, 2004 Copyright © 2004 Sociedade Brasileira de Ictiologia
The Neotropical cascudinhos: systematics and biogeography of the Otocinclus catfishes
(Siluriformes: Loricariidae). Proc. Acad. Nat. Sci.
S.A. Schaefer
Phila. 148:1–120. . 1997.
Conflict and resolution: impact of new taxa on phylogenetic studies of the Neotropical cascudinhos (Siluroidei: Loricariidae), p. 375–400. In: Phylogeny and classification of Neotropical fishes.
L. R. Malabarba, R. E. Reis, R. P. Vari, Z. M. S. Lucena, and C. A. S. Lucena (eds.). EDPUCRS, Porto Alegre, Brazil 1998.
Copyrighthinweis:
Beitrag © Rainer Schmitt
Foto © Otocinclus huaorani – Ute Schössler
Foto © Otocinclus zebra – Thomas Knoefel
alle anderen Otocinclus Fotos © Rainer Schmitt
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